Wie kann friedliches Zusammenleben in religiöser Vielfalt gelingen? Mit dieser Frage beschäftigte sich der diesjährige „Tag der Religionen“ (4. Juni). Dazu waren die Jahrgangsstufen 11 der beiden Neuwieder Gymnasien vom Rat der Religionen in die Goetheanlagen eingeladen worden. Die Veranstaltung fand von 11 – 13 Uhr statt.
Eröffnet wurde die Feierlichkeit von Oberbürgermeister Jan Einig. Dieser zeigte sich beeindruck vom Grußwort des Neuwieder Jugendbeirats, in dem Arnisa Llugani und Omar Tubaila die Bedeutung von Religion für Jugendliche ansprachen und dazu aufforderten, „zu fragen statt zu urteilen“. Religion dürfe nicht als Barriere verstanden werden, sondern solle vielmehr zum offenen Austausch einladen.
Und so bildete der interreligiöse Dialog unter den Jugendlichen, der vorher von den Religions- und Ethiklehrkräften der Gymnasien vorbereitet worden war, den Hauptteil der Veranstaltung. Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg- und des Rhein-Wied-Gymnasiums wurden dazu aufgefordert, sich jeweils Gesprächspartner und -partnerinnen zu suchen, mit denen sie bisher keinen Kontakt gehabt hatten, die gerne einer anderen Religionsgemeinschaft angehören sollten als sie selbst und vorzugsweise auch das Nachbargymnasium besuchten.
Eine Fragekarte hatten die Jugendlichen dabei zur Hand, auf denen einige Gesprächsimpulse vorbereitet waren, wie beispielsweise „Welche Rolle spielt Glauben in deinem Leben?“, „Was, glaubst du, passiert nach dem Tod?“ und „Wie hängen Religion und Toleranz zusammen?“. Die Jugendlichen setzten sich zum Teil beeindruckend tief in ihren Gesprächen mit diesen und ähnlichen Fragestellungen auseinander. Anschließend wurden einige der interessantesten Antworten und Gedanken im Plenum präsentiert.
Laut Pressesprecher Steffenfauseweh zeigte sich Oberbürgermeister Jan Einig „beeindruckt von der Veranstaltung: ‚Es ist ein starkes Signal, wenn Jugendliche sich so klar zu demokratischen Werten und einem respektvollen Miteinander bekennen. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung brauchen wir dieses Engagement und die deutlichen Stimmen der Jugend‘, sagte er und erinnerte außerdem daran, dass Neuwied auf eine lange Tradition der Toleranz zurückblicken kann: Schon am 4. Juni 1662 rief Graf Friedrich zu Wied das für damalige Zeiten revolutionäre Recht auf freie Religionsausübung aus. ‚Neuwied ist ein Beispiel dafür, dass die Vielfalt der Religionen eine Quelle der Bereicherung und des gegenseitigen Respekts sein kann. Diese friedliche Koexistenz ist ein wertvolles Gut, das wir gemeinsam bewahren und weiterentwickeln müssen.'“
Für ein köstliches Mittagessen sorgen verschiedene religiöse Gemeinschaften mit Grillspezialitäten, Gebäck und Getränken.
Der Verlauf des Festaktes fand bei den Jugendlichen ebenso wie bei den anwesenden Lehrkräften und Schulleitungen großen Anklang und wurde als Bereicherung empfunden.