Hermann von Wied-Preis an Jahrgangsstufe 12 des Rhein-Wied-Gymnasiums verliehen
Neuwied, 4. Juli 2025
Wie ist das mit der Kirche? Welche Bedeutung hat sie? Man kann doch auch außerhalb der Kirche religiöse Erfahrungen machen. Braucht es die Kirche dann überhaupt?
Mit diesen Fragen hat sich der Grundkurs Evangelische Religion der Jahrgangsstufe 12 des RWG auseinandergesetzt. Dazu haben die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin Heike Gluth einen Text des Theologen Klaus Berger (1940-2020).
Berger beschreibt in einem sehr persönlichen Text die Kirche als Schiff, dass im weiten Meer Sicherheit gibt. Als junger Forscher hatte Klaus Berger mit seiner Theologie den Rahmen dessen überschritten, was in der römisch-katholischen Kirche als Glaube anerkannt war. In der evangelischen Kirche und Theologie fand er seinerzeit Aufnahme. Im Rückblick auf sein Leben, so scheint es, schien es Berger so, als sei er „über Bord gegangen“. Jedenfalls trat er aus der evangelischen Kirche aus und wurde als alter Mensch wieder römisch-katholisch.
Ihre Interpretationen des Textes haben die Schülerinnen und Schüler gestalterisch, in Bildern und Skulpturen dargestellt.
Ist es gefährlich, sich den Tiefen der Lebenserfahrungen auszusetzen? Braucht es die Kirche als Schutzraum?
Sicherlich fehlt es im Leben oft an Klarheit, welche Bedeutung eine bestimmte Erfahrung hat: Wie ist das mit der Trauer, der Einsamkeit, dem Kinderkriegen, dem Stress? Ist die Kirche erleuchtet und kann in der Lebenserfahrung darum Orientierung bieten?
Die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler deuten es so, dass die Kirche als Gemeinschaft es möglich mache, die Schönheit der Freiheit zu erkennen, ohne sich ihr leichtsinnig auszusetzen und im Leben voranzukommen, mit klarem Kurs und Richtung. Aber die Kirche selbst ist nicht Gott. Darum braucht es immer auch Kirchenkritik. Es braucht die, die es wagen, sich in den Ozean der Gotteserfahrungen hineinzubegeben und dort Strömungen auszumachen, die an Bord des Schiffes besser beachtet werden sollten. Darauf machen die Schülerinnen und Schüler kritisch gegenüber Klaus Berger aufmerksam. Und sie betonen: Auch die Zweifelnden haben ihren Platz in diesem Schiff, das sich Gemeinde nennt. Schließlich „wurde das Schiff gebaut für das Meer und keinesfalls andersherum“.
Für Ihre Arbeiten wurde der Kurs im Beisein des Schulleiters Herr Zender durch Superintendent Kowalski mit dem Hermann von Wied-Preis ausgezeichnet.
Über die Verwendung des Preisgeldes werden die Schüler:innen nach den Ferien entscheiden.
(Text: Heike Gluth)